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Der Tagesspiegel

Feuilleton

Vorliebe für das Zeichnerische
Galerie Lietzow eröffnet

Godehard Lietzow hat den Platz gewechselt, vom Besucher ist er zum Aussteller und vom Rezensenten zum Rezensierten geworden. Bis Mitte letzten Jahres tauchte sein Name auf dieser Seite unterhalb der Artikel auf, in nächster Zeit wird er seinen Platz wohl des öfteren innerhalb der Besprechungen finden. Denn nachdem Lietzow seit seinem Ausscheiden aus der journalistischen Tätigkeit seinen "ambulanten Kunsthandel" betrieben hat, will er sich jetzt fest auf diesem Gebiet einrichten. Der Erfolg hat ihm Mut gemacht; jetzt läuft unter seinem Namen eine neue Galerie in der Knesebeckstrasse zwischen Kurfürstendamm und Savignyplatz.

Die Grenzen seines Programms steckt Lietzow gegenwärtig noch so eng oder so weit, wie seine persönlichen Vorlieben reichen. Einen gewichtigen Platz scheint auf diesem Feld der Berliner Maler Peter Ackermann einzunehmen, dessen zentraler Händler Lietzow werden will. Während der Festwochen ist eine Einzelausstellung für ihn vorgesehen, außerdem ist eine Wanderausstellung in Vorbereitung, die das grafische Werk Ackermanns zunächst in Düsseldorf und wahrscheinlich im November in Berlin zeigen soll.

Wollte man anhand der Eröffnungsausstellung nach den programmbestimmenden Vorlieben Lietzows raten, so würde man als den gemeinsamen Nenner der ausgewählten Künstler finden, dass überall ein deutlicher Akzent auf dem Zeichnerischen liegt, auch bei den Malern. Das gilt für Heinrich Richters erotisierte Figuren so gut wie für Ackermanns Stadtlandschaften und für Fritz Köthes gemalte Plakatkollagen ebenso wie für die aquarellierten Bleistiftzeichnungen des jungen Klaus Vogelgesang, der sich zeichnerisch gern mit Damen mit Dauerwellen und zu engen Miederwaren beschäftigt.

Die nächste Einzelausstellung will Lietzow mutig einem von ihm entdeckten Herrn de Laforgue widmen, der seit 36 Jahren – als Künstler unerkannt – als Filmscriptautor in Berlin lebt, und den Lietzow als "deutsches Pendant zur Art brut" einstuft.

Reent Schwarz